Capricous Orange Road
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Dieser Artikel stammt aus der im Jahr 2000 erschienenen Ausgabe 16 der Zeitschrift FUNime. Ich danke Ron Carow für die Erlaubnis, ihn hier veröffentlichen zu dürfen.

15 Jahre Capricous Orange Road

Vor 15 Jahren fiel in Japan der Startschuß für eine noch heute beliebte Serie: Kimagure Orange Road. Das kleine Jubiläum ist uns Anlaß, einen Blick hinter die Anime-Serie zu wagen.

KOR-TV KASUGA Kyosuke ist neu an der Schule. Während er die Stufen im Park hinaufgeht und sie zählt, segelt etwas, das wie ein Ufo aussieht, über ihn hinweg. Geistesgegenwärtig fängt er das Objekt - einen Damenhut. Der Besitzer ist AYUKAWA Madoka, ein hübsches junges Mädchen, die sein heimlicher Schwarm wird. Am nächsten Morgen trifft er sie in der Schule wieder. Doch plötzlich ist Madoka ganz anders. Sie läßt Kyosuke knallhart gnadenlos abblitzen. Davon läßt er sich jedoch nicht beirren und versucht hartnäckig, ihre Aufmerksamkeit und Sympathie zu gewinnen und sie zu beeindrucken, wenn da nicht Hikaru wäre, Madokas beste Freundin. Denn diese verliebt sich sofort unsterblich in den eher linkischen Kyosuke. Der ist nun völlig hin- und hergerissen. Einerseits mag er Hikaru durchaus, andererseits schlägt sein Herz so richtig nur für Madoka. Und auch die beginnt mehr als nur Sympathie für Kyosuke zu entwickeln. Doch beide wollen Hikaru nicht verletzen ... Massig Raum für ein anhaltendes Verwirrspiel.

Erschwerend kommt hinzu, daß Kyosuke mitsamt seiner Familie über starke Psi-Kräfte verfügt. Normalerweise sollen diese Kräfte geheimgehalten werden, aber besonders seine Schwester Kurumi liebt es, ihn mittels dieser Kräfte in Verlegenheit zu stürzen.

MATSUMOTO Izumis Serie wurde zum ersten Mal 1985 auf dem Shounen Jump Matsuri (Shounen Jump Festival), einem vom Shueisha-Verlag gesponserten Event, gezeigt. Damals handelte es sich lediglich um ein halbstündiges Filmchen mit dem einfachen Titel Kimagure Orange Road. Heute gilt diese Episode als sagenumwobene Folge Null. Allerdings handelte es sich nur um die Vorversion der späteren Episode 46 der TV-Serie mit einem anderen Charakterdesign, anderen Sprechern und einer anderen Musik.

Es sollte noch zwei Jahre dauern, ehe im April 1987 in Japan die TV-Serie ausgestrahlt wurde - mit überwältigendem Erfolg. Denn nur ca. ein halbes Jahr nachdem die TV-Serie auslief, wurde mit Kimagure Orange Road - Ano Hi ni kaeritai (I Want to Return to That Day) der erste abendfüllende Kinofilm nachgeschoben. In diesem Film wird die Dreiecksgeschichte zwischen Kyosuke, Madoka und Hikaru endlich geklärt. Technisch setzte dieser Film seinerzeit Maßstäbe. Kaum ein Film vermochte vorher nur durch Komposition der Charaktere eine Aussagekraft zu erzeugen, die durch die hervorragenden Sprecher noch unterstrichen wurde. Unvergessen wird die Szene bleiben, in der Hikaru erkennt, daß sie Kyosuke endgültig an Madoka verloren hat. Insgesamt kann der Film auf der ganzen Linie überzeugen, selten wurde uns seitdem ein so stimmungsvoller Anime präsentiert, der voll traumhafter Symbolik und unvergleichlicher Romantik überquoll. Und das alles ohne den Hauch des Kitsches, den man hier sofort vermuten könnte.

Doch das Ende scheint den KOR-Fans nicht gefallen zu haben. Anders ist nicht zu erklären, daß mit dem Mogitate-Special 1989 ein Episoden-Movie in die Kinos kam. Dieses Special bestand aus den vier Teilen Koi no suteeji! = Heart On Fire! [Haru wa aidoru] (Stage of Love Heart on Fire! Spring is for Idols), Koi no suteeji! = Heart On Fire! [Star tanjou!] (Stage of Love Heart on Fire! Birth of a Star), Hurricane! Henshin Shoujo Akane (Hurricane! Akane the Shapechanging Girl) und Wagahai wa neko de attari - o-sakana de attari (I was a Cat; I was a Fish). Mit zwei sogenannten Postcard-OVAs, sogenannt, weil die Akteure hier vor eher exotischen Kulissen agieren (Shiroi Koibito-tachi (White Lovers) und Hawaiian Suspence) und zwei eher konventionellen Episoden (Omoi gakenai Situation (Unexpected Situation) und Rouge no Dengon (Message in Rouge)) wurde das Mogitate Special dann kurz darauf als OVA auf Video veröffentlicht. Vermutlich ist diese gemeinsame Erscheinungsweise mit dafür verantwortlich, daß im Westen und zum Teil in Japan immer von 8 OVAs die Rede ist. Allerdings ist die Reihenfolge der Veröffentlichung eine andere als im ursprünglichen Special.

In den OVAs wird der Status quo der TV-Serie nicht angetastet. Inhaltlich unterscheidet die OVAs nicht allzuviel von der TV-Serie. Technisch gutes TV- Niveau, nicht mehr und nicht weniger. Möglicherweise ist das der Grund, warum mit dem Erscheinen der letzten Teile der OVA im April 1991 Kimagure Orange Road für lange Zeit in der Versenkung verschwand. Doch zum Glück für die KOR-Fans schwappte in den neunziger Jahren die japanische Wirtschaftskrise auch auf den Animesektor über. Die Innovations- und Risikofreude ließen spürbar nach. Statt nach neuen Konzepten zu suchen, versuchten die Studios eher auf die sichere Schiene zu setzen. Und man erinnerte sich an das erfolgreiche Kimagure Orange Road. Es sollte ein Sequel im Kinoformat produziert werden.

Shin-KOR Am 2.11.1996 lief dann Shin Kimagure Orange Road - Soshite, ano natsu no hajimari in den Kinos an. Die erste Reaktion der alten Fans war vermutlich blankes Entsetzen. Fast alles wurde verändert. Besonders dem Charakterdesign trauerten viele nach. Allerdings, geht man unvoreingenommen an den Movie heran, wird man schnurstracks ins alte KOR-Universum versetzt. Den Machern ist der Spagat zwischen klassischem KOR und neuen Stilelementen sehr gut gelungen. Kenner des Vorläufers können sich sofort heimisch fühlen. Alte und bekannte Locations sind wiedererkennbar und auch die Charaktere strahlen immer noch den bekannten Charme aus. Kein Wunder. Genau wie die Zuschauer, haben sich auch die Charaktere um einige Jahre fortentwickelt. Da verzeiht man gerne geänderte Designs, die hier sogar mehr als logisch sind.

Die Geschichte selbst ist schnell angerissen. Kyosuke erhält eines Tages einen merkwürdigen Anruf. Der Anrufer ist er selbst. Dann passiert ein Unfall und er wacht einige Jahre später in der Zukunft wieder auf. Selbstverständlich will er wieder in seine Zeit zurück. Und dabei sollen ihm natürlich die entsprechend älteren Personen aus seinem Verwandten- und Bekanntenkreis helfen.

Shin-KOR ist eine würdige Fortsetzung des KOR-Zyklusses. Vorkenntnisse zu den handelnden Personen und ihre Verbindungen untereinander sind wünschenswert. Besonders Ano Hi ni kaeritai sollte unbedingt vorher angeschaut werden. Denn auf die in diesem Film geschilderten Beziehungen baut Shin-KOR fast vollständig auf. Er ist damit ein typisches Sequel seiner Zeit: Bekannte Konzepte werden neu umgesetzt. So vermeidet man ein unnötiges Risiko und macht den Erfolg etwas besser kalkulierbar.

Technisch ist dieser Movie überzeugend. Er kann zwar mit seiner Symbolik nicht unbedingt an seinen unmittelbaren Vorgänger-Movie heranreichen. Dies beeinträchtigt jedoch den Spannungsbogen keineswegs.

Den letzten Movie kann man damit als krönenden Abschluß der Serie betrachten. Spätestens jetzt ist der Serie wohl kaum noch Material für weitere erfolgreiche Neuauflagen entnehmbar. Alle offenen Fragen und Probleme scheinen weitestgehend geklärt.

Doch das muß nicht heißen, daß dies auch außerhalb Japans gilt. Besonders in Frankreich, hier mit einer sehr fragwürdigen Synchronisation und den üblichen Änderungen der Namen, erfreut sich Kimagure Orange Road einer großen Popularität. Eine Popularität, die auch für Deutschland durchaus einiges erhoffen läßt. Immerhin scheint man bei uns immer öfter auf französische Vorlagen zurückzugreifen. Vielleicht bietet sich ja dadurch die Chance einer deutschen Ausstrahlung im TV. Zu wünschen wäre es dieser Serie. Denn noch heute wäre sie imstande, Meilensteine zu setzen. Die meisten deutschen Anime-Serien könnten Kimagure Orange Road bei weitem nicht das Wasser reichen. Außerdem bietet die Serie endlich auch dem reiferen Publikum wieder eine TV-Show, die auch für jüngere Zuschauer ansprechend ist. Zur Zeit werden ältere Jahrgänge durch Pokemon und die endlosen Wiederholungen von Sailor Moon eher vom Fernseher vertrieben.

Mein Fazit lautet: Freunde romantischer Comedy werden mit Kimagure Orange Road glänzend bedient. Die OVAs erschließen durch ihre abwechslungsreichen Plots neue Freundeskreise. Und die beiden wichtigen Movies kann man schon beinahe als Kunstwerke durchgehen lassen.

Vielen Dank an Yaniv, Oke und Stephan für ihre Hinweise und Tips.

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